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Gesprächsbasis erstellen

Gesprächsstruktur vorbereiten

Endlich ist es soweit! Das Herzstück unseres Erkenntnisprozesses liegt vor uns: Nach der intensiven vorbereitenden Arbeit im Team ist es an der Zeit, in die Sichtweise der betroffenen und verantwortlichen Schlüsselakteure einzutauchen.

Annahmen untersuchen

Die Erkundungsphase haben wir mit dem Sammeln von Wissen und der Definition unserer Annahmen zu der Problemstellung abgeschlossen. Um dieses Wissen zu vertiefen und unsere Annahmen zu hinterfragen, entwickeln wir einen Gesprächsleitfaden, der uns einen offenen Austausch mit denjenigen ermöglicht, die besonders mit den Effekten und Ursachen des betrachteten Problems in Beziehung stehen.

Es gibt viele qualitative Methoden, um Menschen zu erreichen – von Gesprächen über Fokusgruppen oder teilnehmenden Beobachtungen bis hin zu Videoanalysen. Wir konzentrieren uns in den nächsten Schritten auf Gespräche und Beobachtungen vor Ort, weil dieser Arbeitsansatz und die damit verbundenen persönlichen Begegnungen für alle Beteiligten einen Mehrwert darstellt. Mit der Vorbereitung der Gesprächsstruktur fällt es leichter, die Gespräche qualitativ auszuwerten.

Zuhören und beobachten

Jedes gute Gespräch hat eine Dramaturgie, die Vertrauen aufbaut, um Erfahrungswissen oder auch Unbewusstes zu teilen. Deshalb orientiert sich der Gesprächsleitfaden an wenigen offenen Fragen. Die Fragen beinhalten Anhaltspunkte – beispielsweise zu Schwierigkeiten, Verhalten und Einstellungen, die mit allen Gesprächspartner:innen besprochen werden sollten. Die Fragen zielen darauf ab, persönliche Geschichten rund um relevante Erlebnisse kennenzulernen.

Den Ort des Geschehens mit einbeziehen

Durch die Gespräche denken wir uns so weit es geht, in die Perspektive unseres Gegenübers hinein. Das wird unterstützt, wenn wir uns auch an den Ort begeben, an dem das Problem auftritt – sei es am Arbeitsplatz, an einer Straßenkreuzung oder in einem öffentlichen Gebäude. Wenn wir das Problem im alltäglichen Kontext unserer Schlüsselakteure erleben, können uns weitere Dinge auffallen, die wir bislang nicht bedacht haben. Bei den Gesprächsgrundlagen notieren wir deswegen neben dem Gesagten auch unsere Beobachtungen zum gesamten Umfeld. Das schärft unsere Wahrnehmung und hilft, die Situation anhand von Stichpunkten ganzheitlich abzubilden.

Gesprächsleitfaden

Methode
Gesprächsleitfaden

Was und wofür?

Im Gegensatz zu einer quantitativen Umfrage folgt das geplante Gespräch keiner starren Reihenfolge an Fragen. Die Nutzung von offenen Fragen und vertiefenden Fragen bildet die Grundlage für unser semi-strukturiertes Gespräch. Der Gesprächsleitfaden kann und soll situativ angepasst werden. Dadurch haben wir die Flexibilität, unser Gegenüber frei berichten zu lassen und bei interessanten Gesichtspunkten gezielt nachzufragen.

Mehrwert

Der Leitfaden lässt neben den vorab definierten Themenbereichen genügend Platz für neue inhaltliche Aspekte, die sich während des Gesprächs ergeben. Wir bleiben somit offen für neue Entdeckungen, ­verlieren aber nicht aus dem Blick, was wir in ­Erfahrung bringen möchten. Dies gelingt mit jedem durchgeführten Gespräch immer besser.


Die Qualität der Beziehung, die vor und im Gespräch aufgebaut wird, bestimmt die Tiefe der Gesprächsdaten maßgeblich. Das unterstützt der Gesprächsleitfaden, indem er neben der Erhebung von Daten, vor allem die Interaktion mit den Gesprächspartner:innen vorbereitet.

Gesprächsleitfaden

Arbeitsblatt

30 – 90 Minuten

Vorgehen

  1. Vorlage auf ein größeres Stück Papier übertragen.

  2. Ergebnisse aus Lagebericht, Annahmen-Dreieck und Wissensatlas bereit legen. Relevante Aspekte in die Struktur-Ebene übertragen und ggf. anpassen.

  3. Anhand der Stichpunkte und Beispiele entlang des Spannungsbogens, einfache und offene Fragen entwickeln, die einzigartige und überraschende Antworten zulassen.

  • Allgemeine Fragen befassen sich mit Gedanken und Positionen zum Thema.

  • Erlebnisfragen fokussieren positive, negative und überraschende Erfahrungen.

  • Anschlussfragen erlauben es, gezielt auf eine Erlebnisfrage einzugehen und mehr über besondere Aspekte oder auch Widersprüche darin zu erfahren. Erlebnisfragen und Anschlussfragen im Wechsel stellen.

  • Wunschfragen runden das Gespräch ab. Die beschriebenen Wunschszenarien geben oft Aufschluss über weitere Ziele.

  • Schlußpunkt setzen und um eine eigene Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte bitten.

  1. Für die eigene Unternehmung Fragen jeder Kategorie notieren.

Hinweis: Für betroffene und verantwortliche Schlüsselakteure können unterschiedliche Gesprächsleitfäden erstellt werden. Es kann sich lohnen, den Leitfaden innerhalb der Akteursgruppe anzupassen.

Gesprächsgrundlagen

Methode
Gesprächsgrundlagen

Was und wofür?

Um Gespräche mit Schlüsselakteuren gekonnt zu führen, sollte mit dem Gesprächsleitfaden eine Generalprobe durchgeführt werden. Dieser Probelauf soll die Gesprächssituation mit einem Schlüsselakteur simulieren. So erkennen wir, ob unser Leitfaden die richtigen Fragen stellt und unsere Gesprächsführung innerhalb des Settings funktioniert.

Mehrwert

Vor den Gesprächen können wir die Gesprächssituation selbst erleben. Die Probe schärft unsere Wahrnehmung und ermöglicht Anpassungen des Leitfadens. Wenn wir die Gesprächssituation einmal selbst durchlaufen haben, sind wir bereit, uns auf die tatsächlich zu treffende Person einzulassen.


Umgang mit Daten klären. Alle externen Teilnehmer:innen müssen der Gesprächsaufzeichnung offiziell ihre Zustimmung erteilen und die Möglichkeit erhalten, sie wieder zurückzuziehen. Je nach Vorgehen sind unterschiedliche Datenschutzvorgaben zu beachten. Die wichtigsten Aspekte sollten auf einer Einverständniserklärung zusammengefasst werden, die ggf. auch interne Regelungen berücksichtigt.

Gesprächsgrundlagen

Arbeitsblatt

60 – 90 Minuten

Vorgehen

  1. Testgruppe mit drei Personen bilden. Rollen definieren. Zwei Personen bilden als Tandem die Gesprächsleitung mit Fragensteller:in und Protokollant:in. Eine Person versetzt sich in einen potentiellen Schlüsselakteur.
  • Fragensteller:in nutzt Gesprächsleitfaden und Gesprächstipps der Vorlage. Anders als beim Fachgespräch, in dem sich zwei Expert:innen zu einem Thema austauschen, verhält sich diese Person wie ein:e Reporter:in Gesprächstipps anwenden. Mit authentischem Interesse dabei unterstützen, die Perspektive des Gegenübers in Worte zu fassen.

  • Protokollant:in nutzt Mitschriftvorlage, um darin wichtige Informationen möglichst in Zitaten zu notieren und erfasst Umfeldeindrücke in einem Sammelblatt.

  • Potenzieller Schlüsselakteur beantwortet die gestellten Fragen bestmöglich.

  1. Umgebung suchen, die der realen Gesprächssituation nahe kommt. Situation und Umfeld mit allen Sinnen wahrnehmen. Wichtige Eindrücke notieren.

  2. Testlauf durchführen. Im Nachgang die Methode Gespräch dokumentieren für eine erste Auswertung verwenden.

  3. Test im Team reflektieren: Wie fühlte es sich an? War es eine angenehme Gesprächsatmosphäre? Haben die Fragen und der Ablauf funktioniert? Bei Bedarf Gesprächsleitfaden und vorgesehene Zeiten anpassen.